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Zeitkonfetti ◆ Gender Class Gap ◆ Verteilung von Frauen in Führungspositionen ◆ Diversity Fatigue ◆ Affirmationen ◆ Drei Fragen an equaly
Endlich Freizeit. Ich lege mich auf die Couch, Netflix an. Ach ne, noch schnell Wäsche anstellen. Jetzt aber. Push-Nachricht: »Ich weiß, es ist schon Feierabend, aber können wir kurz telefonieren?« Klar. Nach dem 10-minütigen Telefonat kurz durch Instagram scrollen. Das Baby weint. Beim Trösten fällt mir ein, dass ich neue Bodys bestellen muss. Das Baby schläft wieder. Bodys sind bestellt, ich mache Netflix aus und gehe ins Bett.
Kennt ihr das? In der Freizeit mal eben nebenbei fünf To-dos erledigen und sinnlos durch Social Media scrollen. Der Versuch, »alles auf einmal, die ganze Zeit« zu tun. Das nennt man Zeitkonfetti. Geprägt hat diesen Begriff Brigid Schulte, die Autorin von »Overwhelmed: How to Work, Love & Play When No One Has the Time«. Die angebliche Freizeit wird wie Konfetti in viele winzig kleine Stücke zerrissen, sodass wir uns am Ende gar nicht mehr so erholt fühlen.
Zeitkonfetti führt außerdem dazu, dass wir nicht wirklich präsent sind und uns ständig zwischen den unterschiedlichsten Aufgaben hin- und herbewegen. Wirklich genießen tun wir dabei keine der Aktivitäten und sind im schlimmsten Fall sogar gestresst von diesen. Von meiner Netflixserie habe ich im obigen Fall sowieso nichts mitbekommen und der Geräuschpegel nervte noch dazu.
»The idea that we can or should be productive 24/7 is one of the greatest lies of the modern era.«
Brigid Schulte in Overwhelmed: How to Work, Love & Play When No One Has Time
Auch Teresa Bücker schreibt in ihrem Buch »Alle_Zeit« von Zeitkonfetti. Sie thematisiert dabei auch die Qualität erlebter Zeit, denn die zehn Minuten zwischen Wickeltisch und Abendbrot empfinden die wenigsten als Freizeit. Es geht also auch um ausreichend zusammenhängende Zeitblöcke für Arbeit und Bedürfnisse.
Wie vermeiden wir Zeitkonfetti? Es klingt leichter als es ist, aber der erste Schritt ist ein achtsamer und zielgerichteter Umgang mit unserer Zeit. Wir sollten uns bewusst machen, wie viel freie Zeit wir tatsächlich haben. Dann sollten wir uns überlegen, was wir in dieser Zeit tun möchten und uns bemühen, diesen Moment präsent und ohne Unterbrechung zu erleben.
Was mir dabei auf jeden Fall helfen wird? Das Handy öfter mal zur Seite legen, denn das Gerät sorgt ansonsten immer wieder für Unterbrechungen und sinnloses Multitasking. Wer ist dabei?
SCHON ENTDECKT?
Gender Class Gap: Wir reden häufig über die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern. Allerdings wird selten darüber geredet, welche Rolle der sozioökonomische Hintergrund von Menschen bei Bildungschancen und Karrieremöglichkeiten spielt. Die Statistiken zeigen, dass von 100 Akademikerkindern 74 ein Studium beginnen. Von 100 Arbeiterkinder beginnen lediglich 21 ein Studium. Das Thema ist also gut erforscht, die Hürden der sozialen Herkunft werden aber viel seltener diskutiert als bspw. die Hürden des Geschlechts. Eine Studie in Großbritannien fand heraus, dass der Class Pay Gap, d.h. der Unterschied im Einkommen bei Erstakademiker*innen und Akademiker*innen, mit Eltern, die studiert haben, bei 17 Prozent liegt.
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Frauen-Verteilung in Führungspositionen: Je höher die Ebene, desto weniger Frauen sind dort anzutreffen. Im Aufsichtsrat und Vorstand werden es auf einmal wieder mehr. Wieso ist das so? ACI Diversity Consulting sieht folgende Punkte als ausschlaggebend: Der niedrige Anteil an Frauen in höheren Führungspositionen ist auf verschiedene Barrieren zurückzuführen, darunter traditionelle Geschlechterrollen, ein fehlendes Netzwerk, Vorurteile und Vereinbarkeitsprobleme. Die gesetzlichen Frauenquoten und öffentlicher Druck haben dazu geführt, dass mehr Frauen in Vorstände und Aufsichtsräte aufgenommen wurden, aber oft erfolgt dies durch externe Rekrutierung und hohe Kosten. Unternehmen müssen eine interne Pipeline für talentierte Frauen entwickeln und strukturelle Barrieren abbauen, um echte Chancengerechtigkeit auf allen Ebenen der Führung zu erreichen.
Foto: LinkedIn / ACI Diversity Consulting
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Sind wir Diversity-müde? Wir lesen immer wieder, dass das Thema Diversity langsam durch sei und wir uns lieber um die wirklich wichtigen Dinge auf der Welt kümmern sollten. In ihrer aktuellen Kolumne schreibt Ex-Siemens-Personalvorständin Janina Kugel über genau dieses Phänomen. »Diversity Fatigue«. Sie betont dabei, dass echte Vielfalt mehr als nur Marketingkampagnen und leere Versprechungen erfordert und weist auf die Notwendigkeit hin, Veränderungen nicht nur zu diskutieren, sondern in Verhaltensweisen und Strukturen umzusetzen. Unterschreiben wir sofort.
»Wie viele Menschen mit Behinderungen, die ein Unternehmen leiten, können Sie mit Namen nennen? Wie viele nicht weiße Personen haben Sie diese Woche in einem Meeting getroffen?«
Janina Kugel in ihrer Kolumne im manager magazin
WHAT ELSE?
➤ Vorarlberg: Mit Kampagne gegen Stereotype und den größten Gender-Pay-Gap
➤ Was Unternehmen tun können, um ältere Menschen weniger zu diskriminieren
➤ Dieses toxische Kommunikationsphänomen steckt hinter dem Hashtag “Manterrupting”
➤ Warum müssen wir schön sein, um geliebt zu werden?
FÜR GUT BEFUNDEN
❥ Ich bin wichtig! Ich habe einen Ohrwurm. Von einem Kinderlied. Antje Schomaker hat ein Kinderlied mit positiven Affirmationen geschrieben, das wir alle als Kinder gebraucht hätten. Ein super Mitmachlied für einen guten Start in den Tag: “Ich bin stark! Ich bin schlau! Ich bin wichtig! Und so wie ich bin, bin ich richtig!” Ohrwurm garantiert.
❥ Queeres Wohnprojekt in Berlin
Queeres Wohnen und Pflegen im Alter ist oft ein Tabu. Das Wohnprojekt »Lebensort Vielfalt« in Berlin geht das Thema an, indem es queere Menschen, die Angst haben, im Alter zu vereinsamen, zusammenführt. Finden wir mega!
❥ STRIVE Awards
Die Mission von STRIVE ist es, weibliche Role Models zu zeigen, Wirtschaftsthemen aus einer femininen Perspektive zu beleuchten und Frauen dabei zu unterstützen, ihren individuellen Weg zu gehen. Bei den STRIVE Awards werden sechs besondere weibliche Vorbilder ausgezeichnet und ihre herausragenden Leistungen gefeiert. Also eine Nacht voller Inspiration, Networking und Female Empowerment! Hier kannst du dir noch ein Ticket sichern.
EVENT-SPOTLIGHT
Gemeinsam mit unseren Kolleg*innen von OMR Education und OMR Jobs veranstalten wir am 12.10. unser erstes kostenloses Online-Seminar. Thema: Diversity Management. Die Diversity-Expertinnen Maike Hietkamp und Lea Ferstl von ACI Diversity Consulting teilen ihre Erkenntnisse aus langjähriger Zusammenarbeit mit KMU und stellen fünf wertvolle Tipps für erfolgreiches Diversity Management im HR-Prozess vor. Bock? Dann dabei sein und lernen!
Wie fair sind Aufgaben in deiner Partnerschaft verteilt?
Louisa Plasberg und Ronja Hoffacker haben equaly gegründet, um Paare bei einer gerechten Aufteilung von Care-Arbeit und Mental Load zu unterstützen. Im Mai standen sie noch als Finalistinnen des Gründer*innen Pitches bei uns auf der 5050 Stage. Am Montag ging equaly nun offiziell an den Start. Was Gender Care Gap und Motherhood Penalty mit equaly zu tun haben und wie sie dagegen vorgehen, erklären die beiden im Interview.
Auf einer Skala von 1-10: Wie gleichberechtigt ist Care-Arbeit bei Paaren hierzulande aufgeteilt?
»4. Frauen machen im Schnitt täglich 1,5 Stunden mehr Care-Arbeit als Männer. Es ist immer noch wahrscheinlicher, dass ein Mann keine Elternzeit nimmt, als dass er welche nimmt. Die sogenannte Motherhood Penalty, die angibt, wie viel Prozent ihres Lebenseinkommens Frauen nach der Geburt verlieren, ist im internationalen Vergleich mit bis zu 70 Prozent in Deutschland eine der höchsten. Was uns Hoffnung
macht – und damit die 4 rechtfertigt – : Es gibt einen Wertewandel. Jedes zweite Paar möchte sich inzwischen Care-Arbeit partnerschaftlich aufteilen. Diesen Wunsch in die Realität umzusetzen, fällt nur vielen nach wie vor schwer.«
Welche Faktoren erschweren Equal Care heute noch maßgeblich?
»Das Ehegattensplitting subventioniert das Hauptverdiener/Zuverdiener-Modell. Rollenbilder bleiben veraltet: Auch in unserer Generation sind ja die meisten in eher traditionellen Elternhäusern aufgewachsen. Es gibt immer noch wenige Vorbilder, wie Equal Care ganz praktisch aussehen kann: Wie teilt man sich Betreuungszeiten auf? Wer übernimmt welche Aufgaben im Alltag? Wie planen wir unser Familienbudget, wenn wir beide unsere Erwerbsarbeit reduzieren, um Care-Verantwortung zu übernehmen?«
Wie geht ihr mit equaly dagegen vor?
»Unsere Mission ist, den Gender Care Gap abzuschaffen. equaly hilft Paaren, eine bessere Aufgabenverteilung im gemeinsamen Alltag als Paar zu finden. Als Teil der equaly-Community können Paare mit unserem digitalen Begleiter ihre Care-Arbeitsaufteilung gestalten und umsetzen. In regelmäßigen Check-Ins kommen sie über andere Themen zu gleichberechtigten Beziehungen ins Gespräch – so können sie zum Beispiel mit dem equaly-Kontenrechner verschiedene Varianten des 3-Konten-Modells für sich ausprobieren. Um den Bedarf nach mehr Vorbildern zu adressieren, organisieren wir außerdem Live-Sessions, in denen Equal-Care-Paare alle praktischen Fragen beantworten.«
ZU GUTER LETZT
Sprecht mir nach: Ich bin frei! Ich bin wichtig! So wie ich bin, bin ich richtig!
Foto: Instagram/ moodies_moodies
Hab's gut am Wochenende!
Isa
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