Will die EU aus Angst vor Trump den Digital Markets Act abschwächen?
Omnicom und IPG könnten das größte Agenturnetzwerk weltweit bilden
Pamela Reif macht mit Unibev in "Darmlimo"
Diese neuen Features haben digitale Plattformen angekündigt
Kurzmeldungen zu Meta, OpenAI, Reddit, BeReal, Tiktok, Deutsche Bahn, Dior, Greenpeace, Silicon Valley & Mark Zuckerberg
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Schwächt die EU ihre Big-Tech-Regulierung ab, um Trumps Zollerhöhungen entgehen zu können?
US-Tech-Konzerne sollen "künftig ein Mitspracherecht bei der Anwendung des Digital Markets Acts (DMA) erhalten", wie EU-Verhandlungskreise und die Tech-Industrie gegenüber dem Handelsblatt erklärt haben sollen. Offenbar will die Europäische Union mit einem solchen Schritt eine Verschärfung des Handelskonflikts mit den USA verhindern. US-Präsident Trump hatte die Einfuhrzölle für Waren aus der EU ursprünglich schon im Juni auf 50 Prozent anheben wollen, hat diese Maßnahme aber auf den 9. Juli verschoben.
Die US-Regierung soll die EU in Verhandlungen aufgefordert haben, US-Tech-Firmen gänzlich vom DMA auszunehmen. Nun solle das Gesetz an sich zwar nicht geändert werden, aber die Kommission werde künftig in einem Gremium mit den USA über die Anwendung auf US-Konzerne "beraten", so das Handelsblatt. Mehrere Startup-Verbände äußerten in einem offenen Brief an die Kommission ihre "tiefe Besorgnis" angesichts dieser Neuigkeit aus: "Wenn die EU europäische Tech-Champions fördern will, kann sie nicht gleichzeitig die zentralen regulatorischen Grundlagen für faire digitale Märkte untergraben." Der deutsche Jurist Thomas Höppner von der Kanzlei Hausfeld, die an mehreren Kartellrechtsverfahren gegen Google und Apple beteiligt ist, bezeichnete die Nachricht in einem viel beachteten Linkedin-Post als "unglaublich" und "schwerwiegendes Versagen".
In der vergangenen Woche hatte bereits Euronews berichtet, dass Apple und Meta nicht mit sofortigen Sanktionen rechnen müssten, wenn sie nicht die Vorgaben der neuen EU-Digitalregeln erfüllen. Das soll ein*e EU-Sprecher*in gegenüber dem Medium erklärt haben. Im April hatte die Europäische Kommission wegen Verstößen gegen den DMA Bußgeldstrafen in Höhe von 500 bzw. 200 Millionen Euro gegen Meta und Apple verhängt und eine Frist von 60 Tagen eingeräumt, um ihr Vorgehen rechtskonform umzugestalten.
EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera dementierte jedoch gegenüber Bloomberg, dass die Tech-Gesetze in Gesprächen mit Trump zur Verhandlungsmasse gehörten. "Wir stellen gegenüber den Vereinigten Staaten ja auch nicht in Frage, wie sie ihre Regeln umsetzen oder wie sie Vorschriften erlassen“, so Ribera. „Wir verdienen denselben Respekt.“
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Milliardenschwere Hochzeit auf dem Agenturmarkt: FTC genehmigt Übernahme von IPG durch Omnicom
Hier entsteht vermutlich gerade das größte und mächtigste Agenturnetzwerk der Welt: Die US-Handelsaufsicht FTC hat in dieser Woche die Übernahme der Interpublic Group (IPG) durch den Mitbewerber Omnicom genehmigt. Einzige Bedingung: Das fusionierte Unternehmen darf keine übergreifenden, koordinierten Werbeboykotte aus politischen oder ideologischen Gründen initiieren. Offenbar will die FTC nun unter der Regierung Trump hier ein Zeichen setzen, nachdem Elon Musk im vergangenen Jahr Unternehmen wie Unilever, Nestlé und Lego wegen angeblicher Absprachen zu einem Werbeboykott seiner Plattform X verklagt hat.
Omnicom hatte schon im Dezember bekannt gegeben, IPG übernehmen zu wollen. Bei dem Deal soll kein Cash fließen, sondern ein Aktientausch stattfinden, bei dem IPG mit 13,5 Milliarden US-Dollar bewertet wird. Die beiden Netzwerke sind aktuell Nr. 3 und 4 im Markt; mit einem Zusammenschluss würden beide an Marktführer Publicis sowie an der Nr. 2 WPP vorbeiziehen und die größte Werbe-Holding weltweit bilden. Nach der Freigabe durch die FTC gibt es noch eine 30-tägige Widerspruchsfrist, aber im Markt gilt es als unwahrscheinlich, dass der Deal zum jetzigen Zeitpunkt noch platzt.
Grund für die Übernahme dürften zum einen die berühmten "Synergiepotenziale", vulgo Einsparmöglichkeiten sein, die Omnicom schon bei Bekanntgabe des Deals auf 750 Millionen US-Dollar beziffert hat. Das vielleicht noch wichtigere Ziel dürften aber Größe und Marktmacht sein. Agenturnetzwerke verdienen mehr Geld mit dem Verwalten von Mediabudgets und der Buchung von Werbung als mit der Kreation und Produktion von Kampagnen. Die Kreation steht zudem aktuell durch KI noch stärker als bisher unter Druck. Im Media-Einkauf eröffnet ein noch größeres Budget eine noch bessere Verhandlungsposition. In der Branche wird davon ausgegangen, dass der neue Netzwerk-Zusammenschluss die Praxis des "Principal-based Mediabuying" ausbauen wird, bei der Agenturen nicht mehr im Kundenauftrag buchen, sondern selbst Werbeflächen einkaufen und diese mit Marge an ihre Kunden weiterverkaufen (in Deutschland in der Regel einfach "Trading" genannt).
Omnicom und IPG sollen im vergangenen Jahr im Auftrag ihrer Kunden Media-Budgets in Summe von 71 Milliarden US-Dollar verwaltet haben – eine enorme Einkaufsmacht. Andererseits: Google, Meta und Amazon haben im vergangenen Geschäftsjahr in Summe vermutlich um die 430 Milliarden US-Dollar mit dem Verkauf von Werbung eingenommen. Das zeigt, wie im Werbemarkt mittlerweile die Macht verteilt ist. Und das war zuletzt auch nochmal beim Werbefestival in Cannes zu sehen, wo die Tech-Firmen mittlerweile tonangebend sind und die Yachten im Hafen chartern, während die Agenturen in Hotels und Apartments in zweiter Reihe logieren und die Kreativarbeiten im Keller gezeigt werden, wie in diesem eindrücklichen Cannes-Recap-Video in der ersten Minute zu sehen ist.
Bratee-Firma Unibev bringt mit Pamela Reif die "präbiotische Limonade" Super Pop auf den Markt
Bratee mit Capital Bra, Vitavate mit Elias Nerlich, Lombi Cola mit Pietro Lombardi: Die Stuttgarter Unibev GmbH hat sich darauf spezialisiert, gemeinsam mit Creator*innen und anderen Stars neue Getränkemarken aufzubauen. Das neueste Produkt, das im Juli auf den Markt kommen soll: "Super Pop", eine "präbiotische Limonade" in vier Geschmacksrichtungen, zuckerfrei und mit Apfelessig ("Glucose Goddess", ick hör dir trapsen...) versetzt. Als Investorin und strategische Partnerin soll laut Medienberichten Pamela Reif agieren.
"Präbiotische Limonaden" sind in den USA schon seit einiger Zeit ein großer Erfolg. Als Vorreiter gilt das Startup Olipop, das im Februar im Rahmen der jüngsten Funding-Runde mit 1,85 Milliarden US-Dollar bewertet worden sein soll. Wenige Tage später kündigte die Coca-Cola Company mit "Simply Pop" die Einführung einer eigenen Marke in diesem Segment an. Und im März verkündete dann Konkurrent Pepsi die Übernahme von Poppi für 1,95 Milliarden US-Dollar.
Featurama: Neue Funktionen auf den digitalen Plattformen
Google...
...hat Gemini in Google Sheets integriert. Damit kannst du künftig beispielsweise Texte für Ads direkt in der Tabelle generieren.
...ermöglicht allen "Verified Creators" jetzt automatisiertes KI-Dubbing, also die Synchronisation in diversen Sprachen. Hört sich aber noch sehr künstlich an, wie man feststellt, wenn man bei diesem Video die Sprachspur auf Deutsch ändert.
...hat eine "Shared Access"-Funktion eingeführt, mit der man bis zu drei weitere Accounts Zugriff auf das eigene Konto geben kann. Laut IG Hilfebereich ist die Funktion aber in der EU (noch?) nicht verfügbar.
OpenAI Office Suite? OpenAI hat neue Funktionen entwickelt, mit der mehrere Personen gleichzeitig an einem Dokument arbeiten und mit ChatGPT chatten können, so The Information. Direkte Konkurrenz also für die Office-Produkte von Microsoft und Google. Noch ist aber offenbar nicht klar, ob das Produkt wirklich released wird.
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