NEWS. FAKTEN. EMPFEHLUNGEN. FÜR & ÜBER GLEICHBERECHTIGUNG.
Girl Math & Co. ◆ Streitthema Kindergrundsicherung ◆ Von Quotenfrauen und alten weißen Männern ◆ Therapy Speak ◆ 5050 x Appinio Afterwork ◆ 3 Fragen an Ricarda Engelmeier
So, jetzt mal Butter bei die Fische.
Naja – oder bei die Cracker mit Schokolade (ihr wisst, Girl Dinner).
Heute eröffnet ein anderes Gesicht den 5050-Newsletter und ich sage euch auch warum.
Ich bin Isi, Head of Innovation und DEI bei thjnk und nebenbei Podcast Host, Kolumnistin und selbst Newsletter-Herausgeberin. Aber vor allem bin ich eins: verwirrt.
Verwirrt darüber, warum nicht nur der Hashtag #girldinner bei Tiktok immer weiter über die Milliarde Views-Grenze klettert, sondern warum wir schon ein New Kid on the Block beobachten können, auch schon bei knapp 50 Millionen: #girlmath.
Isabelle Rogat, allererste 5050-Gastautorin und heute vor allem verwirrt.
Während ich gar nicht leugnen will, dass auch ich gern mal einen Tisch voller Snacks statt eines ausgewogenen Abendessens vor mir habe oder nicht leugnen würde, dass auch ich mir meine Einkäufe manchmal schönrede, frage ich mich dann doch beim zweiten gegenderten viralen Hashtag in wenigen Wochen: Is that all we got?
Sind Kochen und Shopping wirklich auch in 2023 die »most relatable topics«, die unsere (Internet)Welt vereinen? Und vielleicht noch viel wichtiger: Sind sie wirklich gender exclusive? Snacken männlich identifizierende Personen nicht mal abends an einer Schale Chips und nem Kräuterdip? Sind nicht Männer* genauso Opfer von mentalen Verbiegungen, die uns glauben lassen, die Rückzahlung einer zurückgegebenen ASOS-Bestellung sei »Geld verdienen«? Haben wir nicht alle das Gefühl, das ausgegebene Bargeld wiegt weniger schwer als die Abbuchung auf dem Konto? Und sind wir nicht ALLE oft zu faul zum Kochen - no matter the gender? Von der Paradoxität der Gender Neutrality-Diskussionen inmitten dieser weiblichen Selbststereotypisierung jetzt mal gar nicht angefangen.
I guess what I'm trying to say:
Lasst uns gern die Girl Dinners dieser Welt genießen.
Lasst uns uns selbst bei unlogischen Konsumrechnungen ertappen.
Ja, lasst uns Spaß mit dem Internet haben.
Aber lasst uns auch mal hinterfragen, ob die Themen, die wir uns dadurch selbst per Millionen Views im Internet zuschreiben, nicht ein bisschen mehr 80s als 2023 sind. Denn über Geschlechterrollen MÜSSEN wir noch viel reden. Aber vielleicht lieber über deren Dekonstruktion als deren Bestätigung.
So, und jetzt Bon Appetit, meine Cracker werden kalt.
Und damit an Lena.
SCHON ENTDECKT?
Von Quotenfrauen und alten weißen Männern: Seit gestern ist das neue Buch von Annahita Esmailzadeh endlich erhältlich. Pünktlich zur Veröffentlichung haben Isa und Kira im Podcast mit ihr über Unconscious Biases in der Arbeitswelt gesprochen. Was können Unternehmen dagegen tun? Wie können Führungskräfte ihr eigenes Bewusstsein stärken, um bessere Personalentscheidungen zu treffen? Und warum sollten wir alle das Konzept »alter weißer Mann« nochmal überdenken? Antworten gibt’s hier.
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Veto eingelegt: Uneinigkeit in der Ampel – erstmal nichts Neues. Die Kindergrundsicherung ist gerade wieder ein akutes Streitthema. Familienministerin Lisa Paus hat Medienberichten zufolge ein Veto gegen das sogenannte »Wachstumschancengesetz« eingelegt. Die Argumentation: Wenn Geld da sei, um die Wirtschaft zu entlasten (rund sechs Milliarden wären es mit dem Gesetz), dann müsse Christian Lindner auch mehr Geld für die Kindergrundsicherung bereitstellen können. Wo sie Recht hat… Und wo wir gerade beim Thema sind: Eine aktuelle Petition zur Einplanung der ursprünglich veranschlagten 12 Milliarden Euro für die Kindergrundsicherung, kannst du hier unterzeichnen.
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Warum wir nicht mit Therapy Speak um uns werfen sollten: Gaslighting, toxische Beziehungen und Trigger überall. Durch den immer offeneren Umgang mit mentaler Gesundheit und die Entstigmatisierung von Therapien ist auch Therapy Speak nicht mehr aus unserem alltäglichen Sprachgebrauch wegzudenken. Erstmal super – wir können Dinge und Verhaltensmuster viel besser angehen, wenn wir sie konkret benennen können. Schwierig wird es allerdings dann, wenn wir diese Begriffe inflationär verwenden. In einem Kommentar fordert Vanja Kadic, Co-Leiterin Digital bei annabelle, einen sensibleren Umgang mit Therapiesprache.
Selten waren Diskussionen rund um Familie, Elternschaft und Gleichstellung so präsent wie in den vergangenen Wochen (siehe auch Paus-Veto). Bei einem Afterwork-Event im OMR Office möchten wir und Appinio am 6. September die Ergebnisse unserer Elternzeit-Studie sowie die aktuellen Debatten noch einmal in familiärer Atmosphäre aufgreifen (Pun unintended). Eine Paneldiskussion mit Agnes Fritz, Marco Krahl und Liane Siebenhaar, ein aktuelles Stimmungsbild zum Elterngeld, beste Verpflegung von Chickpeace und jede Menge Networking – alles dabei. Anmelden kannst du dich noch bis zum 23. August – mit ein bisschen Glück ergatterst du einen Platz auf der Gästeliste.
Frauen können alles schaffen. Ein Versprechen, das erstmal nicht übel klingt. Das glamourisierte Bild von Frauen, die heute Karriere, Familie, Haushalt, Sport und bestenfalls auch noch ein Sozialleben haben können (und sollen), verkennt, dass diese Art Alltag Unmögliches abverlangt. The Holistic Psychologist hat dazu ein Plädoyer gegen die »Can do it all«-Erzählung geteilt. Lesen, verinnerlichen, weitersagen.
Worum geht’s? Die sechzehnjährige Yamilet wechselt auf eine katholische Schule und will unter allen Umständen verhindern, dass ihre Mitschüler*innen erfahren, dass sie queer ist. Was auf den ersten Blick als lustig-leichte High School-Romanze verstanden werden könnte, ist bei allem Humor im Kern ein sehr ernstes Buch. Große Themen wie Scham, Verletzlichkeit, Rassismuserfahrungen und Selbstakzeptanz spielen immer wieder eine Rolle. Große Empfehlung für den Strand oder die Couch, je nach Urlaubs- und Wetterlage!
Ricarda Engelmeier hat eine Vision: das Elternzeit-Narrativ nachhaltig verändern. Karrierebooster statt Karrieredowner. Dazu gründete sie während ihrer dritten Elternzeit MyCollective.
Ricarda Engelmeier, Founder & CEO bei MyCollective.
Mit MyCollective unterstützt ihr Mitarbeitende, die aktuell in Elternzeit sind. Wie kam es zu der Idee und warum ist es so wichtig, Elternzeitler in Elternzeit kontinuierlich zu begleiten?
»Ich habe MyCollective in meiner Elternzeit gegründet - aus volkswirtschaftlichen, betriebswirtschaftlichen und individuellen Gründen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht können wir es uns nicht leisten, so viele Top Talente an Spielplätze zu verlieren. Betriebswirtschaftlich sind Unternehmen in der Talentakquise mit dem
Fachkräftemangel und Diversitätszielen konfrontiert. Und aus individueller Sicht war ich in meinen Elternzeiten von meinen Babys zwar sehr erfüllt, habe mich aber nach intellektueller Stimulation und Austausch gesehnt. Das ist eine Zeit, in der man sehr stark gefordert wird, das eigene Wertesystem einmal völlig durchgerüttelt und das Leben neu aufgesetzt wird. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Firma einen in dieser Zeit begleitet und Lösungsansätze anbietet - das stärkt Elternzeitler*innen in einer Zeit großen Umschwungs und gewährleistet ihre Rückkehr ins Unternehmen. Wir unterstützen übrigens nicht nur Unternehmen darin, ihre Elternzeitler zu begleiten - sondern auch selbstzahlende Eltern, die bei uns mitmachen wollen.«
Ihr glaubt daran, dass Eltern- und Erziehungs-Skills sehr wichtig für das Thema Leadership sind. Oftmals hört man, Eltern seien die besseren Führungskräfte. Wie können Eltern ihre Erziehungs-Skills in Führungs-Skills konvertieren?
»Wir haben eine Matrix entwickelt, in der wir Elternfähigkeiten und Führungsfähigkeiten übereinander gelegt und analysiert haben und haben daran unsere Trainingsmodule entwickelt. Unsere Teilnehmenden lernen, diese Fähigkeiten bei sich zu identifizieren, zu verbalisieren und zu internalisieren, um gestärkt in den Job zurückzukommen und diese dort als Life und Leadership Skills einzusetzen. Beispiel: Empathie. Ein schreiendes Baby ist ein*e ausgezeichnete*r Lehrer*in für bedürfnisorientiertes Zuhören, was wiederum Empathie im Führungsstil stärkt.«
Was muss aus deiner Sicht passieren, damit Väter länger als 2 Monate in Elternzeit gehen?
»Je mehr Männer in Elternzeit gehen, desto näher kommen wir an unsere Diversitätsziele. Warum? Wenn Männer in Elternzeit gehen, wird die Auszeit für alle normaler und dadurch die Karriererückkehr für beide Geschlechter einfacher. Dazu müssen zwei Dinge passieren: 1. die Männer müssen sich trauen und 2. die Unternehmen müssen es fördern. Darin können wir beide Parteien unterstützen - und zusammen den Kulturwandel vorantreiben!«
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