NEWS. FAKTEN. EMPFEHLUNGEN. FÜR & ÜBER GLEICHBERECHTIGUNG.
Urlaub & Diskriminierung ◆ Elterngeldkürzung ◆ Affirmative Action ◆ Neue Podcastfolge ◆ GNTM ◆ Sicherheit im Nachtleben
Was ist das Schönste am Sommer? Open-Air-Konzerte feiern? Spaghettieis essen? Luftige Klamotten tragen? Ich mag all diese Dinge, was ich aber wirklich liebe: wegfahren und zur Ruhe kommen, abschalten, Urlaub machen.
Das kann ich eigentlich überall und meist auch ohne große Probleme. Leider können das nicht alle Menschen behaupten: »Wie soll ich mich im Urlaub wirklich erholen und abschalten, wenn ich weiß, dass alle mich sehen? Ich falle auf und nicht, weil ich besonders laut lache«, schreibt Sarah Vecera in einem Posting über ihre persönlichen Urlaubserfahrungen.
Auffallen? Ja, wegen der Hautfarbe, des Kopftuches oder aufgrund einer Behinderung. Menschen starren, tuscheln oder machen gar laute Bemerkungen. Diese Aufmerksamkeit ist in den meisten Fällen nicht böse gemeint, dennoch hindert sie das Bedürfnis des Abschalten-Wollens. On top kann es gut sein, dass – auch wenn Menschen vermeintlich freundlich scheinen – sie manche Werte vertreten, die anderen die Menschlichkeit absprechen.
Vor allem bei dem vorangeschrittenen Rechtsruck. I mean: In Deutschland stellt die AfD erstmals einen Landrat, in Griechenland ziehen Ultrarechte ins Parlament ein, in Finnland stellen Rechtspopulisten die neue stellvertretende Ministerpräsidentin. Oi, oi, oi Oiropa … Auch wenn man über die europäische Grenze hinausschaut, ist Reisen für marginalisierte Gruppen alles, nur nicht erholsam oder gar sicher.
Klar, es ist ein strukturelles Problem und daher braucht es auch strukturelle Lösungen. Dennoch geht uns Diskriminierung alle etwas an. Wie weiß ist dein Urlaubsort? Schau dich mal um und beobachte es diesen Sommer einfach mal. Und wenn du eine Situation wahrnimmst, in der gehörig etwas schiefläuft: Zivilcourage zeigen. Etwas, das für alle zumutbar ist.
SCHON ENTDECKT?
Neue Woche, neuer Podcast: Du dürftest unseren Gast der neuen 5050-Podcastfolge wahrscheinlich von Instagram, Youtube oder Netflix kennen: Aljosha Muttardi. Er ist Influencer, Podcasthost, Teil der Serie »Queer Eye Germany« und setzt sich mit seiner Arbeit für Queerness und Veganismus ein. Mit Kira spricht er darüber, welche große Rolle die Medien in Bezug auf Sichtbarkeit von Queerness spielen und weshalb wir niemals aufhören dürfen, über Coming-Outs zu reden. Zur Folge geht’s hier. Do us a favor: Nimm dir kurz ein paar Minütchen Zeit, um an unserer Podcast-Umfrage teilzunehmen. Sie soll helfen, deine Wünsche und Ideen besser einzubringen. Merci!
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Es fehlen einem die Worte: Die Einkommensgrenze beim Elterngeld soll halbiert werden und das Elterngeld für Paare mit mehr als 150.000 Euro Jahreseinkommen komplett gestrichen werden. Finanzminister Linder will so Geld sparen, doch im Netz haben Zehntausende eine Petition gegen die Einschränkungen unterzeichnet. Vergebens. Der Haushaltsplan für 2024 wurde vom Kabinett abgesegnet. Dieses »Sparvorhaben« ist kein Fortschritt, sondern ein massiver Rückschritt – mit langfristigen Konsequenzen. Denn Fakt ist: Es gibt kaum Kitaplätze und private Kinderbetreuung ist sehr teuer – wenn man überhaupt einen Platz bekommt. Es ist ein schlechtes Signal, gegen partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Chancengleichheit von Männern und Frauen.
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Ein Urteil, das Rassismus fördert: Der Supreme Court, das höchste Gericht in den USA, hat entschieden, die sogenannte Affirmative-Action-Politik an den Elitehochschulen Harvard University und der University of North Carolina zu verbieten. Affirmative Action – das heißt übersetzt so viel wie »aktive Gleichberechtigungspolitik«. Sie soll die Zulassung von People of Color an US-Universitäten fördern. Seit den Sechzigerjahren arbeiten konservative und rechte Kräfte dagegen. Mit Erfolg. Dass dadurch kein Leistungsprinzip verfolgt wird, sondern stärkere Diskriminierung und struktureller Rassismus gefördert, wird offensichtlich außer Acht gelassen. Wenn etwas ungerecht und falsch ist, dann das.
FÜR GUT BEFUNDEN
❥ Nachtsam feiern! Wohin gehst du? Wie sieht deine perfekte Nacht aus? Und fühlst du dich beim Feiern sichern? Belästigungen, Übergriffe und Gewalt sind leider häufig noch sehr präsent im Nachtleben. Hier setzt die Kampagne »Nachtsam« des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg an. Mit insgesamt 17 Beratungsstellen wird für mehr Sicherheit im Nachtleben gesorgt. Durch das Schaffen von Anlaufstellen für Gewaltbetroffene und Schulungen für Veranstalter*innen. Einmal Copy and Paste für alle Bundesländer, danke.
❥ Habe heute leider kein Foto für dich … Sage und schreibe 18 Staffeln wurden von Germany’s Next Topmodel bisher produziert. Seit 2005 verspricht die Sendung – und vor allem Heidi Klum – tausenden jungen Frauen die Chance auf eine Weltkarriere als Topmodel. Dass die Castingshow mehr als umstritten ist und regelmäßige Shitstorms kassiert, ist kein Geheimnis und mehr als berechtigt. Doch was geschieht genau hinter den Kulissen von GNTM? Und was bleibt, wenn die Show vorbei ist? In dem aktuellen Video von STRG_F stehen neun ehemalige Teilnehmerinnen vor der Kamera und erzählen von ihren Erfahrungen. Eye-Opening.
DREI FRAGEN AN
Woran denken Menschen, wenn sie deinen Namen hören? Christina Richter, Gründerin und Geschäftsführerin vom Personal Branding Institut, hat sich diese Frage zum Beruf gemacht: Sie macht Menschen zu den Themen, die für sie relevant sind, sichtbar. Dabei liegt ihr Fokus auf Plattformen wie Linkedin. Wie sie das anstellt und warum es – gerade für Frauen – so wichtig ist, eine Personal Brand aufzubauen, erklärt sie unter anderem in ihren Büchern oder heute im Interview …
Mit deinem Buch »Sichtbare Frauen« erklärst du das Potenzial von Plattformen wie Linkedin als Karrierebooster. Warum ist es gerade für Frauen so wichtig, dieses Potenzial zu kennen und zu nutzen?
»Zum Weltfrauentag 2021 hat der Spiegel eine 12-monatige Auswertung namentlicher Nennungen in seinen Artikeln veröffentlicht. Mit dem Ergebnis, dass unter 135.000 namentlichen Nennungen nur 28.000 weibliche Stimmen waren. Gibt es tatsächlich in so vielen Fachbereichen weniger Expertinnen als Experten? Nein, aber es gibt weniger sichtbare Expertinnen. Das liegt mitunter daran, dass Frauen sich oftmals nicht zutrauen, mit der Presse zu sprechen oder auf Panels zu sitzen. Ganz oft höre ich: »Was, wenn ich nicht alle Fragen 100
Prozent beantworten kann?« Oder: »Ich möchte mich nicht in den Vordergrund stellen, sondern dass meine Arbeit für mich spricht.« Diese Einstellung vieler Frauen führt dazu, dass Männern das Wort überlassen wird. Deshalb unterstütze ich Frauen dabei, Personal Branding als ein ganz neutrales Kommunikationstool zu verstehen. So können sie ihre wichtigen Themen sichtbar machen, ohne sich zwingend in den Vordergrund zu stellen. Plattformen wie Linkedin sind dabei unglaublich hilfreich, denn jeder kann diese nutzen. Wenn Frauen sich bewusst gegen Sichtbarkeit entscheiden, nehmen sie mindestens einer anderen Frau das Vorbild weg. Alleine das ist für mich Grund genug, selbst in die Sichtbarkeit zu gehen, auch wenn ich vielleicht nicht immer alles weiß.«
Altbekanntes Problem: Je höher es auf der Karriereleiter geht, desto höher ist der Männeranteil. Kann Personal Branding dazu beitragen, dass sich an den oft noch homogenen, nicht diversen Führungsebenen etwas ändert?
»Jein. Tatsache ist, dass wir auf den Führungsebenen mehrheitlich Männer haben und nur weil Frauen sich jetzt stärker um ihre Personal Brand kümmern, wird das nicht automatisch dazu führen, dass wir diversere Führungsebenen haben. Es kann aber dazu beitragen, dass sich das sukzessive ändert. Wenn die Frauen, die es bis in die Führungsetage geschafft haben, auch sichtbar sind, werden sie gleichzeitig Vorbild für jüngere Frauen im Unternehmen. Das heißt »You can’t be what you can’t see« greift tatsächlich sehr stark. Wenn Frauen in den Führungsebenen also nicht sichtbar sind, kann es auch dazu führen, dass jüngere Frauen sich nicht motiviert fühlen, in ihre Fußstapfen zu treten. Ein zweiter, noch viel wichtigerer Aspekt ist, dass zu Personal Branding auch gehört, sich ein solides Netzwerk aufzubauen. Und da können sich Frauen ein Scheibchen von Männern abschneiden. Frauen netzwerken mitunter nicht gut - oder gar nicht - und viele Positionen werden über Netzwerke vergeben. Wenn Frauen in diesen Netzwerken nicht drin sind oder keine Netzwerke aufbauen, können sie weder vorgeschlagen noch in Betracht gezogen werden.«
Apropos Diversität in Unternehmen: Die Arbeitswelt steht vor einem deutlichen Generationswechsel. Die Gen Z ist jung, technikaffine und hat ganz andere Vorstellungen von Arbeit als die älteren Generationen. Welche Tipps kannst du für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Generationen geben?
»Kommunikation ist meines Erachtens das A und O von guter Zusammenarbeit und besteht für mich aus zwei Komponenten: Zunächst aktives Zuhören und sich dann offen in einen Austausch begeben. Generationen ticken unterschiedlich und sollten ein offenes Ohr füreinander haben, dabei schauen, dass sie auf gemeinsame Nenner kommen und dass sie gegenseitig voneinander lernen können. Denn davon profitieren schlussendlich alle.«
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