Die Folgen von Altersverifikation im Netz • Booking.com • Google • Tiktok Shop
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Martin

Moin aus Hamburg,

heute im OMR Daily Newsletter: 

  • Altersverifikation im Netz – und ihre Folgen für die Marketing-Branche
  • Sammelklage gegen Booking.com
  • Google muss Android öffnen
  • Tiktok Shop bald mit 100 Milliarden Dollar GMV?

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Die News des Tages

Altersverifikation im Netz – und ihre Folgen für das Marketing 

 

Die Altersverifikation im Internet wird Realität. Am 25. Juli 2025 hat Großbritannien als eines der ersten Länder umfassende Maßnahmen eingeführt. Websites mit potenziell schädlichen Inhalten, darunter namhafte Plattformen wie Reddit, Discord und X, müssen nun die Volljährigkeit ihrer Nutzenden überprüfen. Die Umsetzung verläuft chaotisch: Einige Dienste haben sich aus dem Land zurückgezogen, während Nutzende VPNs nutzen, um die Systeme zu umgehen. Diese frühen Erfahrungen geben einen Vorgeschmack auf die Herausforderungen, die weltweit auf andere Länder zukommen, die ähnliche Regelungen einführen wollen. Datenschutz- und Sicherheitsexpert*innen warnen seit Langem vor den Konsequenzen. Ich wollte heute einmal schauen, was internationale Verifikations-Vorgaben für die Marketing-Branche bedeuten würden. 

 

Warum ist das umstritten? Größter Kritikpunkt – auch im Fall des britischen Modells – sind die versprengten Technologien und damit einhergehende Risiken. Es gibt schlicht keine einheitliche Lösung. Denn gängigen Verifizierungsmethoden sind vielfältig: Nutzende werden aufgefordert, Zahlungsdaten einzugeben, einen amtlichen Ausweis hochzuladen, ein Selfie zu machen oder die Nutzung bestehender Nutzerdaten zur Altersschätzung zu erlauben. Viele Plattformen setzen dabei auf Drittanbieter wie Kids Web Services (Bluesky), Persona (Reddit) oder k-ID (Discord). Diese Fragmentierung und die Weitergabe sensibler Daten an verschiedene Dritte gilt als "Datenschutz-Albtraum". Obwohl einige Anbieter versprechen, Daten nach kurzer Zeit zu löschen, gibt es keine flächendeckende Garantie. Angesichts der Häufigkeit von Datenlecks, sind die Sicherheitsrisiken enorm. 

 

Wie ist der Stand im Rest der Welt? Trotz solcher Bedenken treiben Regierungen weltweit die Einführung von Altersverifikationssystemen voran. Neben UK arbeitet die Europäische Union an digitalen IDs, Australien führt Altersgrenzen für Suchmaschinen ein und in mehreren US-Bundesstaaten ist bereits ein Altersnachweis für den Zugang zu Pornoseiten erforderlich. Ein wichtiges Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA Anfang 2025 hob frühere Präzedenzfälle auf und stellte fest, dass Erwachsene kein Grundrecht hätten, eine Altersverifikation zu umgehen, wenn es um den Schutz Minderjähriger vor "obszönen" Inhalten geht. Dennoch wurden Versuche, solche Gesetze auf soziale Medien oder App Stores auszudehnen, durch Klagen von Tech-Giganten wie Google und Meta noch erfolgreich blockiert.

 

Ist Datensicherheit möglich? Einige Initiativen zielen darauf ab, die Datenschutzprobleme durch zentralisierte staatliche Lösungen zu mindern. Die EU testet beispielsweise einen Prototyp für ein Altersverifikationssystem, das als Brücke zu den bis Ende nächsten Jahres geplanten digitalen IDs dienen soll. Nutzende könnten dabei ihren Pass oder Personalausweis in ein staatlich kontrolliertes System hochladen, das dann eine Altersbestätigung an die Websites übermittelt. Ziel ist es, sensible Informationen an einer einzigen, hochsicheren Stelle zu bündeln. Langfristig plant die EU den Einsatz der Zero-Knowledge-Proof (ZKP)-Technologie, die es ermöglicht, das Alter zu bestätigen, ohne dabei weitere persönliche Informationen preiszugeben. Google hat bereits ein ZKP-System in Google Wallet integriert und die Technologie quelloffen gemacht, um deren Einführung in der EU zu fördern.

 

Was bedeutet das für dich? Die zunehmende Verbreitung der Altersverifikation im Internet dürfte erhebliche Folgen für die Marketing-Branche haben.

 

  1. Der Zugang zu bestimmten Zielgruppen ist dann stärker segmentiert und reglementiert. Marketeers müssten dann Wege finden, Altersverifikations-Barrieren zu überwinden, um relevante Inhalte und Anzeigen an eine breite Zielgruppe auszuspielen. Dies könnte die Personalisierung erschweren oder zumindest neue technische Lösungen erfordern.
  2. Das Datenschutzbewusstsein der Nutzenden steigt massiv. Marketing-Teams müssen erst recht sicherstellen, dass ihre Strategien den strengeren Datenschutzanforderungen entsprechen, insbesondere bei der Nutzung von Nutzerdaten für Targeting und Analysen.
  3. Werbetreibende, die auf bestimmte Nischeninhalte oder "erwachsenere" Themen abzielen, müssen sich auf höhere Hürden beim Erreichen ihrer Zielgruppe einstellen. Gleichzeitig könnten neue Nischen und Geschäftsmodelle entstehen, etwa für Anbieter von datenschutzkonformen Verifizierungslösungen oder für Agenturen, die sich auf Marketing in regulierten Umfeldern spezialisieren. 

Da kommt also etwas auf die Branche zu. Es werden neue Strategien entstehen, die großen Plattformen werden Lösungen anbieten. Es dürfte jedoch noch wichtiger werden, für jede Zielgruppe genaue Strategien zu entwickeln – weil du auf bestimmten Kanälen gar nicht mehr alle Altersklassen gleichermaßen erreichen wirst.

Zahl des Tages

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Was heute sonst noch wichtig ist:

 

Riesige Klage: Mehr als 10.000 Hotels in Europa reichen eine Sammelklage gegen Booking.com ein, um Schadensersatz für jahrelang erzwungene Bestpreisklauseln zu fordern, die sie am günstigeren Anbieten von Zimmern etwa auf der eigenen Webseite hinderten. Hintergrund ist ein EuGH-Urteil von Ende 2024, das diese Klauseln für kartellrechtswidrig erklärt hat. Obwohl Booking.com aufgrund des Digital Markets Act (DMA) die Klauseln bereits abgeschafft hat, zeigt die Klage, dass Hotels die Praktiken großer Plattformen so nicht mehr länger hinnehmen wollen. 

 

Riesige Folgen: Google sieht sich nach dem aktuellsten Epic-Games-Urteil gezwungen, Android massiv zu öffnen und seine Play-Store-Politik zu ändern. Ursprünglich blieben Google nur 14 Tage für weitreichende Anpassungen, wie die Abschaffung des Zwangs zur Nutzung von Google Play Billing. Ein kürzlich gewährter Aufschub verschafft dem Konzern nun etwas mehr Zeit, bevor die ersten Änderungen greifen, während Google weitere Rechtsmittel prüft und die umfassendsten Anpassungen, wie die Integration rivalisierender App Stores, erst 2026 anpeilt.

 

Riesiges Potenzial: Tiktok Shop könnte die 100-Milliarden-Dollar-Marke im Gross Merchandise Volume (Bruttowarenwert) außerhalb Chinas 2027 erreichen – und damit schneller als erwartet. In den USA generiert der Shop bereits rund eine Milliarde US-Dollar GMV pro Monat und könnte im zweiten vollen Geschäftsjahr auf bis zu 15 Milliarden Dollar wachsen. Dabei entfallen fast zwei Drittel der Umsätze auf Video-Content. Wir hatten vergangene Woche auf die ersten 100 Tage Tiktok Shop in Deutschland geschaut. Unsere ausführliche Analyse findest du hier.

    Plus / Minus

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    Eigenes Land: Die großen US-Tech-Konzerne haben in den vergangenen Tagen ihre Quartalsergebnisse vorgestellt – und zumeist die Erwartungen übertroffen (bis auf Tesla). Microsoft macht allein mit seinem Cloud-Business 75 Milliarden US-Dollar Umsatz. Ähnlich stark entwickelt sich die Cloud-Geschäfte bei Amazon und Google. Scott Galloway schreibt in seinem aktuellen Newsletter treffend: Wenn die Magnificent 7 ein Land wären, hätten sie das dritthöchste BIP der Welt. 

     

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    Land unter: Microsoft macht zwar Milliarden-Umsätze (und war gerade kurzzeitig über 4 Billionen US-Dollar an der Börse wert). Eine Hacking-Krise wirft jetzt aber ein schlechtes Licht auf das Unternehmen. Denn jetzt kommt raus, dass Microsoft in China ansässige Ingenieure zur Wartung seiner SharePoint-Software einsetzte, die kürzlich von chinesischen Staats-Hackern angegriffen wurde. Das hatte das Unternehmen in seiner Ankündigung der Sicherheitslücke nicht erwähnt.

     

    Die Nachricht zum Schluss

     

    Große Longread-Empfehlung von mir. Das Wall Street Journal dröselt in "Is It Still Disney Magic If It’s AI?" das schwierige Verhältnis von Disney zur Zukunftstechnologie auf. Du verstehst beim Lesen, wie künstliche Intelligenz die Unterhaltungsbranche und Hollywood gerade umkrempelt. Dabei geht's detailliert um Disneys Zerrissenheit zwischen dem Drang, KI-Tools zu nutzen, und der Notwendigkeit, sein über Jahrzehnte aufgebautes Imperium an geschützten Charakteren und Geschichten zu verteidigen.

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