Rolands Recap: KI-Spot beim NBA-Finale und Fake AI Vlogs auf Tiktok – Top 50 Domains in deutschen AI Overviews – Metas Versuch des AI Turnarounds + Featurama + ein bisschen Tüddelkram
AI-TV-Spot in den USA, Fake AI Vlogs auf Tiktok: Veo3 im Mainstream angekommen? --- Die Top 50 Domains in den deutschen AI Overviews --- Metas KI-Investment und Meta-AI-Fuckup --- Featurama (Neues auf den Plattformen) --- Plus ein bisschen Tüddelkram
Moin aus Hamburg,
viele News heute; hat eine Weile gedauert, zu sortieren und zu bewerten, was hier reinkommt und was nicht. Denn wie immer gilt: Ich will dir nix Langweiliges, Uninteressantes erzählen. Hab diesmal ein paar optische Elemente aufgebaut, um den Long Read ein bisschen aufzulockern. Hoffe, das funktioniert. :)
Wir gehen rein:
KI-Spot bei NBA Finale und Fake Vlogs auf Tiktok: Werden KI-Videos durch Googles Veo 3 jetzt Alltag?
In den USA ist erstmals auf nationaler Ebene ein kompletter KI-generierter TV-Spot während einer Live-Sendung gezeigt worden. Mit dieser Story zieht die Wettplattform Kalshi gerade enorm viel Aufmerksamkeit auf sich. So soll beim dritten Spiel der aktuellen NBA Finals zwischen den Indiana Pacers und Oklahoma City Thunder der obige Spot von Kalshi zu sehen gewesen sein. Dessen Produktion soll laut dem verantwortlichen Filmemacher mit Googles neuestem Videomodell Veo 3 (s. mein Newsletter aus KW 21) nur 72 Stunden gedauert und 2.000 US-Dollar gekostet haben – ein Witz im Vergleich zu den Kosten für andere TV-Spots.
Ich glaube, dass das Ganze eher ein PR-Coup ist. Denn wie bei Advertising Age zu lesen ist, soll der Spot "nur" im Youtube-Livestream der Spielübertragung geschaltet worden sein. Meine Theorie: Kalshi ging es weniger um die TV-Reichweite (die dürfte im niedrigen siebenstelligen Bereich gelegen haben) als um die PR-Story und die damit einhergehende Aufmerksamkeit. Denn die Story "erste KI-Spot auf US-Ebene im TV" zieht einfach und sorgt nicht nur für 2,7 Millionen Views alleine auf X, sondern auch für Berichterstattung auf CNBC, MSN, The Verge, Business Punk, etc.
Noch spannender (weil übergreifend) finde ich da den aktuellen Trend, dass auf Tiktok immer mehr Accounts auftauchen, die (mutmaßlich mit Veo 3 generierte) Clips im "Point-of-View-Vlogging-Style" mit Figuren aus Religion, Mythen und Popkultur veröffentlichen. Ein paar Beispiele siehst Du hier oben: den Account "holyvlogsz" mit Szenen aus der Bibel, u.a. Moses, der quasi live vom Auszug aus Ägypten vloggt. Oder der Star-Wars-Account "stormtrooper.vlogz", auf dem ein Mitglied der Sturmtruppen u.a. vom Kampf mit den Ewoks um Endor berichtet. Dann "yetivloglife", wo der Yeti auf seinen "Lieblings-Vlogger" Bigfoot trifft. Auch ein, zwei deutschsprachige Beispiele habe ich gefunden (hier ein Mitarbeiter an der Pyramide von Gizeh). Dann gibt es auch Accounts, die mit KI-Hilfe historische Ereignisse im "POV-Style" zeigen.
Manche der Clips verzeichnen beachtliche Aufrufzahlen. Natürlich bleibt abzuwarten, ob das Ganze mehr als ein Gag ist, oder ob sich der Neuigkeitseffekt doch relativ schnell abnutzt. Trotzdem vermittelt dieser Trend nach meinem Empfinden einen ersten Eindruck davon, wie sich die Creator Economy durch immer breiter verfügbare und immer bessere KI-Tools verändern könnte. Der Wettbewerb wird immer höher; die Aufmerksamkeit bleibt aber endlich.
Mehr News gibt es nach dem Break.
Der OMR-Content der Woche
Einmal Google-Rundumschlag für die Ohren: Wie schon angekündigt, war ich bei Kollege Rolf Hermann im OMR Education Podcast zu Gast
Nochmal State of the German Internet: Unsere jüngste Keynote gibt es jetzt auch auf Youtube zum Streamen.
Von Memecruiting bis Trashtok: In den Tiktok-Charts für den Mai waren diesmal zwischen den Seriensiegern auch ein paar Newcomer dabei
Gesundheit dominiert: Die Top-Domains in den AI Overviews in Deutschland laut Sistrix
Das Team hinter dem SEO-Tool Sistrix (OMR Reviews Profil 😜) hat ausgewertet, welche Domains in den deutschsprachigen AI Overviews bei Google am häufigsten auftauchen. Gründer und CEO Johannes Beus hat das Ergebnis bei Linkedin gepostet. Meine drei Takeaways:
Google selbst liegt auf Platz eins. "Das liegt vor allem daran, dass zunehmend automatisch übersetzte Inhalte aus anderen Sprachen eingebunden werden, die über interne Google Links verknüpft sind", so Johannes Beus. Ein ähnliches Phänomen war auch schon in den USA zu sehen; dort soll Google laut einer Studie bei 43 Prozent der AI Overviews zu sich selbst verlinkt haben, teilweise offenbar auch zu weiteren Google Suchen – was die Verbitterung bei Publishern noch vergrößern dürfte.
Das Ranking enthält schon in den Top 10 diverse Überraschungen (wie etwa NDR.de) und unterscheidet sich damit deutlich vom Ranking der sichtbarsten Websites überhaupt bei Google Deutschland. Das dürfte zu einem großen Teil daran liegen, dass Google die AI Overviews am häufigsten bei gesundheitlichen Fragen ausspielt. Dementsprechend sind mit AOK, Netdoktor, Gesundheitsinformation.de und DocCheck gleich vier Gesundheits-Domains in den Top 10, mit den Domains auf den Folgeplätzen sind es insgesamt 19 reine Health-Domains in den Top 50.
Reddit taucht erst auf Platz 86 auf. Schon vor zwei Wochen hatte Johannes Beus in einem Linkedin-Post darauf verwiesen, dass Reddit bei Weitem nicht so häufig von KI-Modellen als Quelle genannt werde, wie das von manchen "AI Scharlatanen" (Zitat) behauptet werde. Ich hatte zuletzt für unsere "State of the German Internet"-Keynote ChatGPT 100 Mal nach Produktempfehlungen in einer bestimmten Kategorie gefragt. Da zumindest belegte Reddit unter den am häufigsten genannten Domains Platz vier. Komplett irrelevant ist das Giganto-Forum also mit Blick aufs Marketing offenbar nicht.
Metas macht nach 14-Milliarden-Investment den Scale-AI-Gründer zum KI-Chef und hat ein Problem in der Meta-AI-App
Meta hat mit Blick auf KI-Innovationen zuletzt nicht die positivsten Schlagzeilen produziert: Vor einem Monat berichtete das Wall Street Journal (€), dass der Rollout des neuesten "Flagship-AI-Modells" namens Behemoth verschoben werden musste, angeblich weil die Meta-Entwickler*innen nicht genügend Fortschritt im Vergleich zu vorherigen Modellen erzielen konnten. Gerade berichtet nun Techcrunch über die gesonderte Meta AI App (quasi die Konkurrenz zu ChatGPT und Gemini), dass dort viele eigentlich private Konversationen öffentlich einsehbar sind – weil Nutzer*innen oft nicht erkennen, dass sie diese durch einen „Share“-Button veröffentlichen – ein kleines Datenschutzdebakel. Auf X gibt es einen langen Thread mit Screenshots von Beispielen.
Nun hat Meta sich an Scale AI beteiligt und sich dabei laut Bloomberg (€) für 14,3 Milliarden US-Dollar 49 Prozent an dem Startup gesichert. Das Unternehmen hat sich auf "Datenannotationen" spezialisiert – also darauf, Bilder, Videos und Texte präzise mit Labels zu versehen, damit KI-Modelle daraus lernen können. Vermutlich ist das Ganze aber auch eine Art "Aqui-Investment", also eine Beteiligung, bei der es Meta auch um den Zugang zu Talenten geht. Denn der 28-jährige CEO und Mitgründer von Scale AI, Alexandr Wang, soll nun Leiter von Metas neuem "Superintelligence Lab" werden. Offenbar versucht Meta durch solche Minderheitsbeteiligung auch regulatorische Hürden bei der Übernahme von Startups zu umgehen.
Featurama: Neue Funktionen auf den digitalen Plattformen
Instagram ...führt jetzt die Möglichkeit ein, das "Grid" umzusortieren, also die Reihenfolge der Inhalte auf der eigenen Profil-Seite, wie CEO Adam Mosseri ankündigt. ...führt für Creator die Möglichkeit ein, "Recaps" (cooler Name) und "Celebrations" (beim Erreichen von "Meilensteinen" wie z.B. 10.000 Followern) zu posten.
Apple ...hat laut Appfigures den Algorithmus der App-Store-Suche verändert. Nun sollen auch Keywords in den App Screenshots wichtig fürs Ranking sein. ...führt für App-Entwickler die Möglichkeit ein, das Alter der User abzufragen und damit in Apps jeweils altersgemäße Inhalte auszuspielen.
Tüddelkram: Google, WPP, Apple, OpenAI, Tiktok, KI erfindet Quellen, Creator-Werbe-Umsätze
Zukunft AI Mode: Noch ist der ChatGPT-artige AI Mode, den Google bei der I/O vorgestellt hat, in der Suchmaschine unter einem Extra-Reiter zu finden. Nach und nach soll er jedoch in die "main search experience" integriert werden, so Google CEO Sunder Pichai im Podcast bei Lex Fridman.
Abschied in schwierigen Zeiten: CEO Mark Read wird das Agenturnetzwerk WPP zu Ende des Jahres verlassen. WPP ist im vergangenen Jahr nach dem Verlust von mehreren großen Kunden von Konkurrent Publicis bei den Umsätze überholt worden; in Sachen Börsenwert war Publicis schon 2022 an WPP vorbeigezogen. Business Insider (€) und die Financial Times haben gute, einordnende Artikel.
Enttäuschung: Wenige Minuten nach dem Start der WWDC-Keynote in der vergangenen Woche ging Apples Aktienkurs um 2,5 Prozent runter, weil Software SVP Craig Federighi einräumen musste, dass Apple bei der Entwicklung der KI-Innovationen bei Siri noch nicht die selbst gesteckten Erwartungen erfüllt. Diese sollen deswegen erst im nächsten Jahr vorgestellt werden. Die WWDC wurde auch darüber hinaus weithin als Enttäuschung gewertet; sogar Microsoft machte sich in einem Tiktok-Clip über den neuen "Liquid Glass"-Look von iOS lustig.
An die Kandare genommen: Nachdem Tiktok Shop in den USA die internen Umsatzziele deutlich verfehlt haben soll, sollen dort nun Manager der chinesischen Mutter Bytedance die Zügel übernommen haben, berichtet Bloomberg (€).
Creator überholen traditionelle Medien: 2025 sollen Creator*innen erstmals höhere Werbeeinnahmen auf sich ziehen als "traditionelle Medien" (TV, Kino, Medienhäuser), nämlich knapp 185 Milliarden US-Dollar, so eine Prognose von WPP Media, die dem Guardian vorliegt.
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