Open AI: Konkurrenz für Google Workspace und MS Office vom ChatGPT-Macher
Laut "The Information" entwickelt Open AI eine eigene Produktivitäts-Software (€). In die soll ChatGPT integriert sein und sie werde kollaboratives Arbeiten an Dokumenten ermöglichen, heißt es unter Berufung auf Personen, die das Projekt kennen.
Darum geht es: Sam Altmans erklärtes Ziel ist es, ChatGPT zum lebenslangen Assistenten der Kund*innen zu machen. Das wird er nicht mit einer Stand-alone-Lösung erreichen. Vielmehr muss Open AI Wege finden, den Alltagsnutzen des Tools in möglichst alle Lebensbereiche auszuweiten.
Open AI mag mit ChatGPT den ersten "household name" des KI-Zeitalters etabliert haben. Angesichts des irren Tempos, in dem gerade die Claims dieser neuen IT-Epoche abgesteckt werden, reicht das aber nicht, um dauerhaft zu bestehen.
Gerade wächst die Gefahr für Open AI, weil alle Plattformen, auf denen sich der digitale Alltag abspielt, eigene KI-Assistenten integrieren. Im schlechten Fall machen die ChatGPT überflüssig. Im noch schlechteren, könnten die Anbieter Mauern hochziehen und Open AI komplett aussperren.
Der Status Quo: Aktuell herrschen eher noch Wildwest-Verhältnisse. "Business Insider" berichtete gerade darüber, dass Whatsapp sich für viele User zu einer immer beliebteren Plattform für die Kommunikation mit ihren Chatbots (€) entwickelt. Fraglich, wie lange Meta diesem Treiben tatenlos zuschauen wird.
Wie auch immer es ausgeht. Vor dem Hintergrund einer unsicheren Zukunft erscheint es zumindest den Versuch wert, eine eigene Office Suite zu lancieren, um ChatGPT-Nutzenden zentrale Anwendungen wie Textverarbeitung und das Erstellen von Tabellen im eigenen Ökosystem zu ermöglichen. Oder, wenn die Lösung überzeugt, Firmenkunden, die eh schon ein hochpreisiges Abo abgeschlossen haben, eine Alternative zu den Produkten von Google oder Microsoft anzubieten.
Bigger Picture: Die Meldung zeigt, wie konsequent Open AI seine Endkunden-Strategie verfolgt. Während Mittbewerber Anthropic 85 Prozent seines Umsatzes mit dem API-Geschäft macht, also mit Schnittstellen, über die das eigene LLM in andere Produkte integriert wird, und nur 15 Prozent mit Subscriptions, verhält es sich bei Open AI nahezu umgekehrt. 73 Prozent des Umsatzes werden hier über Abos getätigt.
Vor diesem Hintergrund macht es natürlich Sinn, die Zahl der potentiellen Kontaktpunkte mit den Nutzenden auszubauen. Entsprechend hat Open AI Anfang 2025 mit Operator eine Mischung aus Webbrowser und KI-Agent vorgestellt. Das bislang nur Pro-Usern in den USA zur Verfügung stehende Tool kann Aufträge wie Einkäufe für ein bestimmtes Gericht oder die Buchung einer Reise selbstständig über reguläre Websites erledigen.
In die selbe Richtung dürfte das viel diskutierte Hardware-Device gehen, an dem Johnny Ive für Open AI arbeitet. Bislang ist wenig bekannt, außer dass es keine In-Ear-Kopfhörer sein werden und nicht vor 2026 damit zu rechnen sein wird.
Wann kommt der Office-Killer? Dazu trifft der "Information"-Artikel keine Aussage. Womöglich kommt das Projekt auch nie. Denn eine eigene Productivity-Lösung wäre ein frontaler Angriff auf den eigenen Investor. Microsoft hält immerhin 49 Prozent der Anteile an Open AI und verhandelt gerade die Bedingungen seiner Partnerschaft mit dem ChatGPT-Macher neu. Möglich also, dass die Software-Pläne nicht ganz ohne Hintergedanken gerade jetzt öffentlich wurden.