Die Märkte: Eine der 20 größten Banken Amerikas wird dicht gemacht und sorgt für Chaos. Das war Freitag in a Nutshell. Was genau los war, erklären wir unten. Ansonsten hat nur Saudi Aramco für Aufsehen gesorgt. Die haben letztes Jahr 161 Mrd. $ Gewinn gemacht und damit den wahrscheinlich höchsten Gewinn, den eine Firma jemals erzielt hat. In anderen Worten: Die Kollegen haben in zwölf Monaten genug Geld verdient, um ganz Disney zu kaufen (171 Mrd. $).
Die Zahl des Tages: 300.000.000 $. Die Summe an Management-Gebühren hat die Tech-Investorin Cathie Wood in den letzten 9 Jahren mit dem Ark Innovation ETF verdient. Viel Geld. Vor allem, weil Cathie Wood mit dem Fonds unterm Strich 10 Mrd. $ Verlust gemacht hat. Man kann an der Börse also auch Geld verdienen, indem man professionell Geld verliert.
Banken-Crash in Amerika
Schlecht: Schon am Donnerstag war die komplette Finanzwelt geschockt. Denn die Silicon Valley Bank hat verkündet, dass sie Liquiditätsprobleme hat und neues Geld an der Börse einsammeln muss. Die Aktie ist daraufhin um 60% abgeschmiert. Das ist auch deshalb so krass, weil die Silicon Valley Bank eine riesige Bank ist. Rund 50% aller US-amerikanischen Technologie-Startups haben Konten bei der Firma, darunter auch Shopify, Roblox oder Etsy.
Schlechter: Insgesamt hatte die Bank Ende Februar um die 165 Mrd. $ an Kundeneinlagen und gehörte damit zu den 20 größten Banken Amerikas. Noch im August 2022 wurde sie an der Börse mit 27 Mrd. $ bewertet - die Deutsche Bank war damals nur 19 Mrd. $ wert. Dass so eine Bank 60% des Börsenwerts verliert, ist schlimm genug. Doch es wurde schlimmer. Sie hat es nämlich nicht geschafft, neues Kapital an der Börse einzusammeln.
Ungewiss: Die Bank kann den Kunden ihr Geld also nicht mehr auszahlen und wurde am Freitag von den US-Behörden dicht gemacht. Für die kleinen Kunden der Silicon Valley Bank ist das halb so wild. Bis zu 250.000 $ sind nämlich alle Einlagen behördlich abgesichert. Problem ist nur, dass die meisten Kunden der Bank Technologiefirmen sind, die im Schnitt einige Millionen auf ihren Konten haben. Und die warten jetzt seit Freitag darauf, ob und vor allem wann sie ihr Geld bekommen.
Wie kam's dazu?
Der Fehler: Aber wie kam’s überhaupt zu dem rasanten Absturz? Das Geschäft mit jungen Tech-Startups war in den letzten Jahren eine riesige Goldgrube für die Silicon Valley Bank. Denn gerade im Tech-Hype während der Corona-Krise haben viele Startups sehr viel Geld von Investoren eingesammelt. Und diese Milliarden lagen dann auf den Konten der Silicon Valley Bank. Genauer gesagt hat die Bank das Geld investiert. Und zwar vor allem in sichere und langfristige Staatsanleihen.
Der Anstoß: Tatsächlich sind die auch sicher, haben aber durch die steigenden Zinsen zuletzt massiv an Wert verloren. Das ist kein Problem, solange die Bank die Anleihen hält, bis sie zurückgezahlt werden. Genau das konnte sie aber nicht. Denn durch den Absturz der Tech-Aktien bekommen auch Technologie-Startups weniger Geld von Investoren und müssen ihre bestehenden Guthaben aufbrauchen. Sie haben in den letzten Monaten also immer mehr Geld von ihren Konten abgehoben.
Der Absturz: Um Kunden auszuzahlen, musste die Silicon Valley Bank auch die Staatsanleihen verkaufen und hat dabei rund 2 Mrd. $ Verlust gemacht. Genau die 2 Mrd. $ wollte sie dann Mitte letzter Woche an der Börse einsammeln. Das ist zwar viel Geld, aber für eine Bank mit 17 Mrd. $ Börsenwert auch keine Katastrophe. Allerdings ist bei vielen Kunden nach dieser Meldung die Panik ausgebrochen. Sie hatten Sorge, dass die Bank zu wenig Geld hat und haben ihr gesamtes Guthaben abgezogen. So kam's zum Bank-Run.
Wie geht's weiter?
Run, Bank, Run: Alleine am Donnerstag haben Kunden versucht, 42 Mrd. $ von ihren Konten abzuziehen. Was als kleines Liquiditätsproblem gestartet ist, wurde also innerhalb von 24 Stunden zu einer Krise, die die Bank nicht überleben konnte. Denn nur mal zum Vergleich: Den letzten großen Bank-Run gab’s 2008 bei der Washington Mutual Bank. Da wurden 17 Mrd. $ abgehoben, aber innerhalb von zehn Tagen. Bei der Silicon Valley Bank war’s mehr als das Doppelte an nur einem Tag.
Übernahme: Tatsächlich ist genau das auch die gute Nachricht bei dem ganzen Crash. Anders als während der Finanzkrise, wo das gesamte System mit faulen Krediten überladen war, ist die Silicon Valley Bank keine Skandalbank. Der Hauptgrund für den Absturz ist vielmehr die Panik-Reaktion der Kunden. Das ist deshalb eine gute Nachricht, weil’s die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine große Bank wie JPMorgan einsteigt, die Bank aufkauft und den Kunden ihr Geld überweist.
Alles möglich: Im Best-Case wird heute im Laufe des Tages so eine Übernahme verkündet. Im schlimmsten Fall passiert das allerdings nicht und dann dürften vor allem kleinere Tech-Firmen in den USA massive Probleme haben, ihre Lieferanten und Mitarbeiter zu bezahlen. Außerdem könnte das eine Panik bei anderen Regionalbanken auslösen. Aus Sicht der Gesamtwirtschaft ist das Ganze selbst in dem Fall aber vermutlich deutlich harmloser als die Finanzkrise 2008.
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