Google verhandelt mit Verlagen über KI-Vergütungen • "AI Action Plan" der USA setzt EU unter Druck • Amazon kauft AI-Wearable-Startup • Featurama • Tüddelkram
Google soll einen Test zur Vergütung von Verlagen für KI-Zusammenfassungen planen
Der "AI Action Plan" von US-Präsident Trump setzt die EU noch weiter unter Druck
Amazon kauft AI Wearable Startup will mehr Evergreen Content
Featurama: Neues auf den Plattformen
Tüddelkram: Die wichtigsten News der Woche
Eine Bitte, bevor du weiterliest: Wenn dir der Newsletter gefällt, empfiehl ihn gerne weiter. Das geht ganz einfach über diesen Link und dauert nur wenige Sekunden. Vielen Dank – und jetzt viel Spaß beim Lesen!
Google verhandelt angeblich mit ersten Verlagen über KI-Vergütungen – und feiert ein Rekordquartal
Könnte Google Medienhäuser künftig dafür vergüten, dass es deren nachrichtliche Inhalte für KI-gestützte Zusammenfassungen verwendet? Ein Bericht von Bloomberg (€) aus dieser Woche dürfte zumindest entsprechende Hoffnungen bei Verlagen geweckt haben. Google wolle "Nachrichtenorganisationen für ein neues KI-bezogenes Lizenzierungsprojekt gewinnen", heißt es darin. Der Konzern plane ein Pilotprojekt mit zunächst 20 nationalen Medienhäusern, so eine anonyme Quelle aus einem der Verlage gegenüber Bloomberg. Viel mehr ist bislang nicht bekannt; Google selbst wollte auf Anfrage keine konkreten Projekte kommentieren.
Die Meldung ist immerhin ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Branche in einer Woche, in der die Nachrichten über den dramatischen Umbruch, den Googles Wandel von der Such- zur KI-Antwortmaschine für die gesamte Medien-, Digital- und Marketing-Welt mit sich bringt, nicht abrissen. So hat der US-Marktforscher Pew Research eine Studie zu den Auswirkungen von Googles AI Overviews veröffentlicht, für die er Browser-Aktivitäten von 900 US-Bürger*innen (und damit fast 69.000 Suchvorgänge) ausgewertet hat. Das Ergebnis: Wenn eine AI Overview ausgespielt wird, klicken die Nutzer*innen nur in einem (!) Prozent der Fälle auf einen Link innerhalb der KI-Übersicht und in acht Prozent auf Links in den Suchergebnissen darunter. Bei Suchanfragen ohne AI Overview sind es immerhin noch 15 Prozent.
Zahlen, die Google selbst im Rahmen des jüngsten Earnings Calls (Mitschnitt / Transkript) zum zweiten Quartal genannt hat, zeigen demgegenüber, in welchem Ausmaß Google schon KI-Zusammenfassungen schon ausspielt: So sollen die AI Overviews zwei Milliarden Nutzer*innen im Monat erreichen; der ChatGPT-artige "AI Mode" verzeichne 100 Millionen Nutzer*innen in den USA und Indien. Gleichzeitig gelingt es Google offenbar, auch innerhalb der KI-Antworten erfolgreich Werbung zu verkaufen. Darauf lässt immerhin das jüngste Rekordergebnis von 71,34 Milliarden US-Dollar Werbeeinnahmen im zweiten Quartal schließen. Unter diesen Vorzeichen wirkt es aktuell ausgeschlossen, dass Google seine Strategie doch noch einmal ändern könnte.
In den USA versuchen aktuell viele Publisher im Rennen um die "Google Zero Doomsday Clock" die Beziehung zu ihren Leser*innen wieder stärker zu "ownen", wie Axios berichtet (€): Tech-Urgestein Wired führt "Premium Newsletter" und "Livestream Q&As" ein; The Verge startet ebenfalls neue Newsletter und führt einen personalisierten Feed ein, für den die Leser*innen Themen und Redakteur*innen folgen können. Einige Medien wollen eigene Social-Media-artige Plattformen etablieren; Buzzfeed und People beispielsweise. Anderen versuchen, u.a. mit Events stärker eine Community aufzubauen und zu monetarisieren, wie beispielsweise Bustle und Business Insider. Bei aller Sorge ums offene Web und die künftige Refinanzierung von dringend benötigtem kritischen Journalismus ist diese wieder auflodernde Experimentierfreudigkeit der Medien sicherlich eine positive Nachricht.
Mehr News gibt es nach dem Break.
Anzeige
Amerikas neuer KI-Kurs: Ein weiterer Weckruf für die digitale Souveränität Europas
Die Regierung Trump hat in den USA einen "AI Action Plan" vorgelegt, der die Vorherrschaft der USA im KI-Bereich gegenüber China langfristig sichern soll. Der Plan sieht u.a. eine stärkere Deregulierung des Bereiches sowie Investitionen in Infrastruktur (z.B. Rechenzentren und Energieversorgung) vor. Gleichzeitig hat Trump einen "Executive Order" erlassen, der verhindern soll, dass sich "woke" KI in die US-Regierung einschleicht, die die "DEI-Ideologie" (Diversity, Equity & Inclusion) verbreitet.
Das ist alles ein prächtiger Unsinn, zeigt aber doch erneut, wie sehr KI in der aktuellen politischen Entwickung zum ideologischen Schlachtfeld geworden ist. Techcrunch glaubt, dass solche Maßnahmen durchaus beeinflussen könnten, wie US-Tech-Firmen wie Google, OpenAI, Anthropic & Co. künftig ihre KI-Modelle trainieren.
Wie sehr KI-Services und Tech-Firmen zum Faustpfand in der politischen Auseinandersetzung zwischen USA und der EU geworden ist, haben zuletzt auch zwei andere Neuigkeiten gezeigt: Zum einen hat Meta-Lobbyist Joel Kaplan gerade erklärt, dass der Social-Konzern den "Praxisleitfaden für KI mit allgemeinem Verwendungszweck" der EU nicht befolgen wird. Zum anderen hat das Wall Street Journal berichtet, dass Trump mit dem aktuellen Handelskrieg die EU und weitere Staaten dazu zwingen will, ihre Pläne zur Erhebung neuer Steuern gegenüber den US-Digitalkonzernen wieder abzublasen.
Diese Ereignisse sollten eine weitere Mahnung für die EU sein, eine höhere technische Souveranität von den USA anzustreben. Im Mai hatte bereits Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Zugang zu seiner bei Microsoft gehosteten beruflichen E-Mail-Adresse verloren. AP berichtete damals, dass dies aufgrund von Sanktionen Trumps gegenüber der Organisation geschehen sei. Microsoft bestreitet das. Bis heute ist der Vorgang nicht eindeutig aufgeklärt. Zuletzt erklärte ein Microsoft-Manager unter Eid aber auch, dass der Konzern den Schutz von EU-Bürger-Daten gegenüber der US-Regierung nicht garantieren könne.
Die Financial Times hat zuletzt in einem langen Artikel (€) beschrieben, wie die EU aktuell versucht, sich technologisch von den USA zu emanzipieren, und wie mühsam es für europäische Player wie das KI-Startup Mistral ist, sich gegenüber US-Playern zu behaupten. Immerhin: Mit dem Chef des französischen Cloud-Anbieters OVHcloud soll sich laut dem Artikel aktuell jede Woche ein anderer Digitalminister eines EU-Mitgliedsstaates treffen.
Am Ende stellt die Entwicklung auch Marketingmacher*innen vor neue Fragen: Denn bei der Auswahl von Marketing-Tools geht es nun endgültig nicht mehr nur um Features und das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Fragen rund um Datenhoheit, Verlässlichkeit und rechtliche Sicherheit gewinnen immer weiter an Relevanz.
Amazon kauft "Bee" und steigt damit in die "AI Wearables"-Nische ein
Amazon hat das US-Startup Bee übernommen, wie dessen CEO und Mitgründerin auf Linkedin offengelegt hat. Bee hat zum Preis von 50 US-Dollar ein Armband mit Mikrofon verkauft, das die ganze Zeit mithört und anschließend Konversationen mit Hilfe von KI zusammenfasst (hier ein Test des Wall Street Journal aus dem April). Auf die Frage von The Verge, ob Amazon die Datenschutzeinstellungen von Bee beibehalten wolle (bei denen angeblich auch keine Audio-Aufnahmen gespeichert werden), sagte eine Sprecherin: "Wir gestalten unsere Produkte so, dass sie die Privatsphäre und Sicherheit unserer Kunden schützen und es ihnen leicht machen, die Kontrolle über ihr Erlebnis zu behalten – und dieser Ansatz würde selbstverständlich auch für Bee gelten."
Weitere Informationen zu dem Deal (Kaufpreis, Grund für die Übernahme) sind nicht nach außen gedrungen. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass Amazon Bee mit seiner weiterentwickelten Sprach-Assistentin "Alexa+" verknüpfen will, die bisher ja vor allen Dingen für Smart-Home-Anwendungen und damit zuhause genutzt wurde, mit einem Armband aber deutlich "mobiler" wäre.
Amazon betritt durch die Übernahme den Markt für so genannte "AI Wearables" (hatte ich schon 2023 drüber geschrieben). Dessen prominentester Vertreter, das Startup Humane eines ehemals bei Apple beschäftigten Ehepaares, ist Anfang dieses Jahres spektakulär gescheitert und zu einem Spottpreis an HP verkauft worden. Tot ist das Thema damit aber noch nicht: Erst vor wenigen Wochen gab OpenAI die Übernahme von io bekannt, dem neuen Startup des ehemaligen Apple-Chefdesigners Jonathan Ive. Er soll nun gemeinsam mit OpenAI CEO Sam Altman ein Hardware-Gerät entwickeln, dessen erster Entwurf er schon einmal der OpenAI-Belegschaft präsentiert haben soll.
Featurama: Neue Funktionen auf den digitalen Plattformen
Google...
...führt die bisher nur getestete "Virtual Try-on"-Funktion in den USA offiziell ein. Mit der können Nutzer*innen in der klassischen Google-Suche, in Shopping und der Bildersuche sehen, wie Kleidungsstücke an ihnen selbst aussehen würden. Sie müssen dafür ein Ganzkörperbild hochladen.
Google Maps...
...schafft eine Social-Funktion ab, nämlich die Möglichkeit, anderen Nutzer*innen (und damit deren Empfehlungen/Bewertungen) zu folgen.
...testet "threaded comments" (kennt man vielleicht von Reddit), mutmaßlich um längere Diskussionen anzufachen. Zahlende Premium-User können die Funktion als erste nutzen.
...bietet Nutzer*innen im "Insights"-Bereich dort nun detailliertere Informationen darüber, wie ihre Posts entdeckt wurden, aus welchen Orten ihre Abonnent*innen kommen, etc.
...hat sein "Bonusprogramm", in dessen Rahmen es User für beliebte Posts bezahlt hat, ohne Ankündigung eingestellt.
Einigung in Sicht? Die EU will nach Darstellung von Reuters die Änderungen, die Apple am eigenen App Store auf Druck der Kommission hin vorgenommen hat, akzeptieren und keine weiteren Bußgelder verhängen.
Gewerkschaftstok: Deutsche Mitarbeitende von Tiktok sind in Berlin in einen Warnstreik eingetreten. Der Grund: Tiktok will Content-Moderator*innen entlassen und deren Aufgabe an KI und externe Dienstleister outsourcen.
Dir ist eine wöchentliche Zusammenfassung lieber als tägliche Mails? Dann klicke hier und melde dich für "Rolands Recap" an. Jeden Freitag schaut der OMR Chefredakteur auf die Woche zurück und fasst für dich die wichtigsten News zusammen.
Oder du passt hier deine Präferenzen für individuellen Marketing-Content an. Und wenn du Bock auf Rabatte als Geburtstagsgeschenk oder Spitzname aus dem Freundeskreis hast, kannst du uns gern ein paar Infos zu dir lassen. Danke, dass du ein Teil der OMR-Community bist!
OMR | Ramp106 GmbH, Lagerstraße 36, 20357 Hamburg, Deutschland
Vertreten durch: Philipp Westermeyer, Jasper Ramm, Isabelle Gardt, Philipp Isfort
Eintragung im Handelsregister, Registergericht: Amtsgericht Hamburg Registernummer: HRB113109