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Hate Speech bei Meta ◆ Saudi-Arabien übernimmt Vorsitz der UN-Frauenrechtskommission ◆ Gender Joke Gap ◆ Can you name a female CEO? ◆ Drei Fragen an Katja Anclam
Triggerwarnung für den ersten Part: Transfeindlichkeit und Hass im Netz
Wie schön wäre es, wenn uns Hate Speech kein Begriff sein müsste? Wenn digitale Gewalt gar kein Thema wäre? Die Realität sieht aber leider ganz anders aus. Das Ausmaß des Problems zeigt zum Beispiel eine Studie des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz, die ich hier schon vor einigen Wochen aufgegriffen habe. Aus aktuellem Anlass will ich heute aber den Fokus auf eine Plattform legen, auf der es Hass besonders leicht zu haben scheint.
»Post this on IG Reels« lese ich in letzter Zeit immer häufiger in Tiktok-Kommentarspalten. Und das nicht, weil Nutzer*innen bei Instagram noch mehr Liebe für die zugehörigen Beiträge hinterlassen wollen, sondern weil sie davon ausgehen, dass beleidigende und Hasskommentare unter Reels nicht so schnell wieder verschwinden. Denn auch wenn Tiktok nicht als Safe Space bekannt ist, hat sich wohl herumgesprochen, dass Hass dort besser reguliert wird als bei der Konkurrenz.
Ein aktueller Bericht von GLAAD untermauert diese Vermutung in Bezug auf transfeindlichen Hass: Meta gelingt es den Untersuchungen zufolge nicht, seine unternehmenseigenen Richtlinien gegen diese Form des Hasses durchzusetzen – weder bei Instagram noch bei Facebook oder Threads. Gepaart mit einer durchaus erfolgreichen Limitierung von politischem Content wirken diese Ergebnisse besonders bitter.
Was also tun? Allen voran sind natürlich die Politik und die Plattformen in der Position und Verantwortung, gegen Hass im Netz vorzugehen. Ganz mittellos sind aber auch wir nicht. Digitale Zivilcourage zeigen, Hass melden, Organisationen wie HateAid und Co. unterstützen, laut sein. Damit die digitale Realität in Zukunft vielleicht etwas rosiger aussieht.
SCHON ENTDECKT?
Kein Aprilscherz: Saudi-Arabien übernimmt den Vorsitz derUN-Frauenrechtskommission. Dass ein Land, in dem Frauen seit 2018 erst Auto fahren dürfen, vor zwei Jahren überhaupt einen Sitz in einem DER Gremien für Frauenrechte weltweit erhielt, war damals schon ein Schock. Zur Übernahme des Vorsitzes der Kommission fehlen mir spontan die Worte. Deshalb an der Stelle ein Zitat von Sherine Tadros, Deputy Director for Advocacy bei Amnesty International:
»The Commission on the Status of Women has a clear mandate to promote women’s rights and gender equality and it is vital for the chair of the commission to uphold this. Saudi Arabia’s abysmal record when it comes to protecting and promoting the rights of women puts a spotlight on the vast gulf between the lived reality for women and girls in Saudi Arabia, and the aspirations of the Commission.«
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Auch kein Scherz: Der Gender Joke Gap. Darauf hat DEI-Expertin Sigrid Böhmbei Linkedin vor ein paar Tagen aufmerksam gemacht. Sie bezieht sich auf einen Artikel des Human Resources Managers, der Belege dafür liefert, dass humorvolle Frauen anders wahrgenommen werden als humorvolle Männer. Ein Unterschied liegt laut einer Studie zum Beispiel im Humorverständnis: Frauen empfinden Männer als humorvoll, wenn diese sie zum Lachen bringen. Männer hingegen schreiben Frauen dann Humor zu, wenn sie über ihre Witze (die der Männer) lachen. Auch im Arbeitskontext gibt es laut einer weiteren Studie deutliche Unterschiede: Männer, die Präsentationen mit witzigen Bemerkungen schmücken, gelten als souverän, Frauen werden bei identischer Präsentation aber für weniger kompetent gehalten. Cool.
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FÜR GUT BEFUNDEN
❥ Tiktok der Woche
»Can you name a female CEO?« Mit dieser Frage im Gepäck hat ein Team des Fortune Magazines Fußgänger*innen in den Straßen New Yorks konfrontiert. Die Antworten haben sie in einem Tiktok-Beitrag zusammengeschnitten. Du darfst vor dem Ansehen schon mal raten, wie hoch der Anteil der »Nos« war.
❥ Politische Bildung to go
Es gibt wirklich nicht viele Social Media-Accounts, bei deren Content ich immer wieder hängen bleibe. Der der Bildungsstätte Anne Frank zählt aber auf jeden Fall dazu. Coole Formate, die politische Bildungsarbeit zu Antisemitismus, Rassismus und Co. quasi nebenbei leisten und das Wissen wohl genau deshalb besonders gut im Gedächtnis verankern. Hier gelangst du zum Tiktok- und hier zum Instagram-Account.
Foto: Instagram / bsannefrank
❥ »Er darf bloß kein Arschloch werden«
Die Autorin Shila Behjat steht vor der täglichen Herausforderung, ihre feministischen Bestrebungen und die Erziehung ihrer beiden Söhne zu vereinen. In einem aktuellen Beitrag in der Vogue gewährt sie sehr lesenswerte Einblicke in ihre Gedankenwelt und ihre Antwort auf die Frage: »Kann man gegen das Patriarchat kämpfen, ohne gegen Männer zu kämpfen?« Und wer noch von Shila zu dem Thema lesen möchte, besorgt sich gleich ihr Buch.
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DREI FRAGEN AN
Katja Anclam ist Kommunikationswissenschaftlerin, TV Producerin und Co-Geschäftsführerin des »Deutschen Instituts für Gutes Leben« (difgl). Als Mit-Initiatorin des Forschungsprojekts »Künstliche Intelligenz im Dienste der Diversität« (KIDD) setzt sie sich außerdem für die frühzeitige Erkennung und Verhinderung von (wortwörtlich) vorprogrammierter Ungleichbehandlung und unbewusst verzerrenden Algorithmen ein. Darüber haben wir mit ihr gesprochen.
Foto: Cherie Birkner
Wie äußert sich Diskriminierung durch KI konkret?
»In allen Bereichen, in denen in der realen Welt noch keine Gleichstellung erreicht ist, ist die Gefahr hoch, dass eine KI diskriminierende Entscheidungen trifft. Mögliches Diskriminierungspotenzial ergibt sich aus der Geschlechterzugehörigkeit, der Hautfarbe, dem Alter oder einer bestimmten Nationalität. Da die KI Entscheidungen, beispielsweise bei der Vorauswahl von Lebensläufen oder bei der automatisierten Gesichtserkennung, durch die
Auswertung bestehender Datensätze trifft, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich so bestehende Stereotypen und Biases fortsetzen.«
Warum ist es gerade für Unternehmen wichtig, auf diesem Gebiet aufgeklärt zu agieren?
»Unternehmen treiben die Entwicklung im Bereich KI voran. Sie haben daher eine große Verantwortung. Mit dem AI Act kommen zudem umfangreiche Pflichten auf die Unternehmen zu. Das gilt besonders, wenn sie KI-Systeme nutzen, die direkt oder indirekt mit Menschen interagieren. Unternehmen, denen es gelingt, hier Transparenz und Vertrauen aufzubauen, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil.«
Wie kann eine diversitätssensible KI geschaffen werden?
»Transparenz und Partizipation sind Schlüsselfaktoren für die Schaffung diversitätssensibler KI. Die schnelle Entwicklung im Bereich generativer KI macht es notwendig, unser Verhältnis im Umgang mit Daten und in der Interaktion zwischen Mensch und Maschine neu zu definieren. Die große Chance dabei ist, bestehende Ungleichheiten zu erkennen und im Zuge der Einführung von KI zu beseitigen. Dafür braucht es konkrete Prozesse, die Unternehmen und Institutionen anwenden können, klare Regelungen sowie ein Siegel für diversitätssensible KI.«
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